Dienstag, 24. September 2013

Erste Freizeit

Das verlängerte Wochenende wurde für typischen Touri-Kram verbraten. Richtige Touristen sind wir ja nicht, aber das weiß nunmal keiner. Am Liebsten hätte ich es mir dick und fett auf die Stirn geschrieben. Naja, dafür sind wir dann aber auch richtig in die Vollen gegangen. Kapstadt mit Shoppen, Green Market, V&A Water Front, Green Point, Riesenrad und Signal Hill, daheim ein Tag am Strand, nochmal Kapstadt mit Signal Hill... und heute sind wir noch zu dritt "etwas extremer" den Berg von Muizenberg raufgeklettert (einfach die Wand hoch, wer braucht schon Wanderpfade?). Naja. Das Meiste erleben wir hier mit Sicherheit noch so oft, dass es irgendwann nichts Besonderes mehr ist - aber zum Kennenlernen musste dieses Blitz-Sightseeing irgendwie trotzdem sein.
Hat aber auch einen nachhaltigen Effekt: Im Zentrum von Cape Town kann ich mich jetzt schon grob orientieren, bin routinierter Bahnfahrer und weiß, wo ich was kriegen kann. Dieses Wissen wirkt auch dem leidigen Gefühl entgegen, ich sei hier nur im Urlaub. Das verschwindet wahrscheinlich ganz, sobald ich ein paar mal gearbeitet habe. Der Tafelberg am Horizont ist für mich nach den paar Tagen aber schon zum Zeichen für ein "Zuhause" geworden, wo ich mich richtig wohlfühle. :)
Und Muizenberg ist sowieso the place to be - das Riesenglück, jeden Morgen an diesem schönen Ort aufwachen zu dürfen, schätze ich sehr. Aus unserer anfangs noch etwas sehr runtergekommenen Bude haben wir mittlerweile auch eine recht hübsche, ordentliche Wohnung gemacht. Klar hat sie ihre Macken, aber das nimmt man mit Humor. ;)

Morgen ist mein erster Arbeitstag und auch gleich Frühschicht. Das heißt: um halb 6 Uhr fliegt mein Wecker gegen die Wand, ich verpasse fast die Bahn um 7 und komme per Bus gegen 8 ins Township. Um 13-14 Uhr habe ich dafür aber schon Feierabend. Spätschicht gibt es auch - das ist das Ganze um 1,5 Stunden nach hinten verschoben. Mittwochs ist immer Gardening, was diese Woche aber entfällt (zu Beginn konnten wir uns zwischen zwei Workshops - Gardening (Gartenarbeit) und Craft (Werkstatt, Reperatur) - entscheiden, die einmal wöchentlich am Centre stattfinden).

In jedem Fall muss ich halt immer verdammt früh aufstehen.
Diesmal gibt es noch ein paar Bilder vom Wochenende, viel Spaß damit. ;)

Ich grüße in die Heimat und in alle Welt.

Bis bald!
Lukas

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Freitagsmarkt in der Garage.

Muizenberg am Abend

Drachenbootrennen an der Waterfront in Kapstadt

Das WM-Stadion

Cape Town mit Devil's Peak

Green Point mit Stadion, Atlantik und Robben Island am Horizont

Muizenberg am Tag

die kultigen Badehäuser

auf dem Signal Hill

Table Mountain & Lion's Head

Klettern auf den "Muizenberg-Berg" - nicht ganz risikofrei!

Indischer Ozean

Huuuiiiii :)

wunderschöne Aussicht 360°



:)

Freitag, 20. September 2013

Molweni!


Muizenberg, Südafrika, sehr früh morgens.
Mein Wecker klingelt. Zwei Meter vor dem Fenster donnert wie immer der Zug mit höllischem Lärm vorbei - ich bemerke das kaum noch. Ich bin der erste Frühduscher und es ist saukalt im Bad und die geschlossenen Fenster, durch die der Wind pfeift, bieten da wenig Schutz. Der südafrikanische Winter liegt in den letzten Zügen und gibt scheinbar nochmal alles. "Warum nimmst du denn die Winterjacke mit", hör ich noch meine Schwester fragen, "du gehst doch nach Afrika?" - seit Dienstag, als ich am Cape Town Intl. Airport gelandet bin, ist das Wetter aber überwiegend englisch.
Meine 6 WG-Mitbewohner/innen stehen auch schon zum schnellen Frühstück auf und es geht zur Railstation. Über dem Indischen Ozean geht die Sonne auf, wir wohnen direkt am Meer. Die Metroline fährt nach Cape Town, aber wir steigen schon in Plumstead aus, wo das Centre for Creative Education unweit der Station liegt (acht Stationen fahren kostet umgerechnet nicht mal 60 Cent). Das Centre ist seit 1998 für ca. 20 Educares (Kindergärten) und die Zenzeleni-School verantwortlich, die über die kapstädter Townships verteilt sind. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, Kindern aus Townships Bildung in Waldorf-Einrichtungen zu ermöglichen. Außerdem ist es seither die einzige nicht-staatliche Ausbildungsstätte für Lehrer/innen in Südafrika.
Heute Vormittag steht eine Township-"Tour" an. Unser Fahrer steuert zuerst die Schule in Khayelitsha, dem größten Slum, an. Viel gibt es aber nicht zu sehen, da gerade noch Winterferien sind. Also besuchen wir noch zwei Educares, was eine echt schöne Erfahrung ist. Schon als der Bus in den Hof gelenkt wird, kleben zig neugierige Gesichter am Fenster - und kaum ist die Tür auf, können wir uns vor Umarmungen und "Bitte schmeiß mich in die Luft" nicht mehr retten; die Kinder rennen einen einfach um! Vergleicht man die tw. paradiesisch eingerichteten Kindergärten mit der Schrott- und Mülllandschaft (aus der die Shacks im Viertel mehr oder weniger gebaut sind) außerhalb, ahnt man auch, warum sie das brauchen...
Ich bin ab Montag im Noxolo Educare Centre (das x wird geschnalzt) zuständig und habe die nette Principal / Mama von dort auch schon kennengelernt.

Die ersten Tage dienen zum Ankommen und ersten Kennenlernen der Umgebung und Mitmenschen. Wir wurden in die Flats eingeteilt und unseren Aufgaben zugewiesen und haben viel Zeit, uns einzurichten. Auch die kommenden Tage am Wochenende und der Feiertag am Dienstag werden, denke ich, noch recht entspannt, bevor es in den richtigen Arbeitsalltag geht.

Davon hört ihr dann aber erst später - Internet ist hier eh noch rar und ich habe halt auch jede Menge anderes zu tun. Aber ich will euch natürlich auch nicht vernachlässigen, dafür fallen die Berichte dann einfach ausführlicher aus. ;)
Ihr könnt euch in den Kommentaren auch gerne wünschen, was ich noch erzählen und erklären soll. Skype-Termine gibt es nach Absprache. Und Bilder kommen natürlich noch, sobald ich welche gemacht habe.

Jetzt ist gerade der Strom ausgefallen und es ist schon spät. Also bis bald.

Liebe Grüße nach Deutschland,

Lukas

:)

Montag, 16. September 2013

Servus!

Der Tag der Ausreise ist gekommen. Seit einem halben Jahr wird geredet und jetzt wird es Wirklichkeit.

Alles ist gepackt, den Meisten ist Tschüss gesagt, es bleiben nur noch wenige Stunden. Ich bin unglaublich nervös, aber es ist trotzdem kein schlechtes Gefühl. In den letzten Tagen habe ich eine Ahnung davon bekommen, wie viel man zu Hause eigentlich zurücklässt und wie vielen Menschen man fehlen wird und andersrum. Das hatten wir auf dem Seminar zwar auch schon reflektiert, aber jetzt wird es erst ganz... echt. Sehr viele Dinge habe ich auch fast wie im Ritual "zum letzten Mal" gemacht: den letzten Tischtennisball geschlagen, das letzte Mal mein Auto eingeparkt, noch einmal den Kater gefüttert... lauter alltägliche, unscheinbare Vorgänge, die mir auf einmal total wichtig vorkommen. Okay, ein Jahr ist nun keine Ewigkeit - aber trotzdem.
Auf der anderen Seite kann ich's schon gar nicht mehr erwarten, endlich abzuhauen. Trotz hundert Mal Schulterklopfen, "Schreib ne Karte" und "Wir hören uns" hab ich jetzt vor allem mal Lust auf das komplette Gegegenteil: weg von Daheim, weg von Bekanntem, völlig andere Aufgaben haben und mal was komplett alleine und für mich machen! Freilich ist mir Kommunikation nach Hause wichtig - wie z.B. dieser Blog - aber Priorität haben jetzt am Anfang vielleicht mal andere Dinge.


Viel mehr möchte ich zu dieser Stunde gar nicht schreiben. Es ist auch alles gesagt, irgendwie. Damit beende ich auch meinen letzten Eintrag aus der Heimat. Um 18:55 Uhr geht mein Flug in die Türkei und morgen lande ich voraussichtlich um 13:10 Uhr in CPT. Von da an blogge ich über südafrikanisches Netz. ;)

Na dann: macht es gut!
Pfiat's eich, servus, tschüss, ciao, bye bye, au revoir und bis bald.

Lukas


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Jeder hat diesen EINEN Song... Ich möchte mit euch das wahrste, schönste, alleserklärende Lied teilen.
Egal was ist, es hilft mir immer.

Es schlägt mir mit der Wahrheit ins Gesicht, aber tröstet mich auch gleichzeitig. Vielleicht geht es euch ja auch so. :)
Wort für Wort, es gibt kein Zurück.

Sonntag, 1. September 2013

Vorbereitungsseminar Wolfstein


Hallo ihr Lieben! ;)


vor wenigen Tagen bin ich von meinem Vorbereitungsseminar zurückgekehrt. Diese 10 Tage zusammenfassend zu beschreiben, ist gar nicht so einfach - es war eine extrem vielfältige und bunte Zeit... Aber vorallem war sie unglaublich schön und gleichzeitig extrem hilfreich zur Einstimmung auf den bevorstehenden Lebensabschnitt.

Seminare bei den Freunden der Erziehungskunst haben irgendwie einen gewissen Spirit für mich. Schon nach ein - zwei Tagen kommt es einem so vor, als würde man die anderen Freiwilligen schon ewig kennen und unter fast 60 Leuten versteht sich eigentlich jeder mit jedem. Das habe ich bei keiner anderen Gruppe je so erlebt. Im Grunde verbindet uns alle ja auch eins: wir sind bald für ein Jahr weg von Zuhause und arbeiten weltweit als Freiwillige in verschiedenen Einrichtungen.
So verteilt sich mein Seminar auf dem Globus.
Zehn Tage kamen mir vor dem Seminar viel zu lang vor - so viel Vorbereitung kann man doch gar nicht machen? -, wurde dann aber eines Besseren belehrt. Am Ende war die Zeit sogar ein bisschen zu knapp für die ganzen Einheiten, die bewältigt werden mussten. Das machte die Sache zum Teil auch echt anstrengend, sodass wir manchmal erst sehr spät abends mit unseren Besprechungen fertig wurden. Trotzdem haben es unsere Teamer (Betreuer) immer wieder geschafft, aus einem Haufen verschlafener Freiwilliger eine aufgeweckte Truppe zu machen, die sich selbst für die sinnfreisten Lieder (z.B. "Schimmel, Kartoffel, Banane") und Spiele nicht zu schade war - und es wurde grundsätzlich sehr viel gesungen, gespielt, getanzt, gestaltet und Theater gespielt. Diese Dinge waren auch immer Elemente in den Einheiten, was das Ganze anschaulicher und oft hochinteressant machte! Die Teamer haben aber auch ihr Bestes gegeben und extrem viel Arbeit und Fleiß in das Seminar gesteckt - das war großes Kino. Besser kann man es fast nicht machen! Viele Workshops wurden aber auch von externen Dozenten durchgeführt und einmal besuchten wir sogar eine echte Waldorfschule + Waldorfkindergarten zur Besichtigung und für kleinere "On the job"-Übungen. Gerade für Nicht-"Waldis" wie mich waren das sehr wichtige und interessante Erfahrungen.
Neben diesem "Action"-Teil und einigen organisatorischen Dingen bestand das VBS aber vor allem aus: Nachdenken, Reflexion, mentaler Vorbereitung, Reflexion, Emotionalität und schlussendlich Reflexion. So viel wie in diesen 10 Tagen habe ich, glaube ich, noch nie über mich selbst, Gott & die Welt, Zwischenmenschlichkeit, Wahrnehmung, etc. nachgedacht. Das Ganze ließe sich vielleicht auf das Wort "Anthroposophie" herunterkürzen, aber die Bedeutung dieses Begriffs ist mir irgendwie etwas zu hoch. Jedenfalls ging es bei vielen Einheiten und Übungen darum, sich selbst und seine Umgebung mit allen Sinnen und ihren Grenzen wahrzunehmen - eine ganz, ganz spannende Sache, wie ich finde! Als Beispiel will ich nur mal eine der schwersten Aufgaben beschreiben: in Kleingruppen sagten wir uns gegenseitig sehr persönlich und detailliert, welchen Eindruck wir voneinander hatten und wie wir uns gegenseitig einschätzten. Es war erstaunlich, wie viel man über einen anderen Menschen in so kurzer Zeit schon herausgefunden hatte und welche Bilder vielleicht vermittelt wurden / welche Rolle man (tw. unbewusst) innerhalb der Gruppe eingenommen hatte.

Die schöne Aussicht auf Wolfstein war nicht selten Quelle der Inspiration.

Naja, ich will mich nicht mit Details aufhalten. Letzten Endes fühle ich mich jetzt top vorbereitet und endgültig bereit zur Ausreise, die schon in gut zwei Wochen ansteht (siehe Countdown). Bis dahin gibt es für mich auch wieder eine Menge zu erledigen.

Denn: bald geht es so richtig los und die Spannung steigt!

Bis dann und abonniert fleißig weiter (rechte Spalte)! ;)