Dienstag, 1. April 2014

Dies und Das zum April

Howzit!

Na, habt ihr einen schönen Frühlings-, bzw. Herbstanfang gehabt? Ich jedenfalls schon, es ist wieder eine Menge los gewesen! Los geht's in Muizenberg:


Endlich habe ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllt und ein Fahrrad gekauft! Etwas ganz einfaches, aber es ist mir viel wert. Blau, sechs Gänge, mehr nicht. Fast habe ich vergessen, wie man es fährt, wirklich ein wunderbares Gefühl nach so langer Zeit. :)

Und hier lohnt es sich wirklich. Auch wenn der Sommer eigentlich vorbei ist, kann man am ein oder anderen etwas wärmeren Tag noch richtig Spaß haben auf den weltberühmten Panorama-Straßen hier. Bei dieser Schönheit verfluche ich meine begrenzte Zeit hier nicht selten. Da krallt man jetzt schon die Fingernägel ins Geländer. An manchen Stellen könnte ich einfach den ganzen Tag stehen und nur stumm zuschauen! Ich zeige euch mal ein paar davon (zum Vergrößern anklicken):

 

 





von o. links nach u. rechts:
Blick auf den Tafelberg aus dem Zandvlei Park; aus Muizenberg; Long Beach in Noordhoek; Chapman's Peak Drive; Hout Bay; Kalk Bay & Fish Hoek bei Nacht
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So, heute mal wieder ein kleiner "Spontan-Roman":

Letztes Wochenende war ich auf eine Hochzeit eingeladen. Der Sohn der Principal einer Mitfreiwilligen hat geheiratet - also bekannt über drei Ecken - und alle Deutschen waren scheinbar willkommen. Ich sage euch: es war von vorne bis hinten eine einzige Party!
Schon als wir um 8 Uhr morgens am Kindergarten in Samora Machel ankamen, von wo aus wir im Korso zur Veranstaltung fahren sollten, wurden wir mit riesigem Geschrei, Liedern und Tänzen auf der Straße empfangen. Es wurde dann tatsächlich 11 Uhr, bis wir von diesem Ort wieder wegkamen, aber darauf hatten wir uns eingestellt. Ich unterhielt mich ganz nett mit einem der sieben Pastoren, die die Trauung begleiten sollten. Er war extra für diesen Tag aus dem fernen East London angereist und schon richtig aufgeregt. Auch den Vater des Bräutigams konnte ich irgendwie in meinen Bann schlagen, nachdem er mich über den Berliner Mauerfall 1989 ausgefragt hatte, den sie in der Transkei angeblich besonders zelebriert haben.

Insgesamt dreizehn deutsche Freiwillige folgten dem Autokorso schließlich an die Community Hall in Philippi, wo sich schon viele andere Gäste versammelt hatten. Die Halle war richtig schön geschmückt! Es gab eine große Bühne, viel zu laute Musik und Platz für gut 250 Menschen - der nicht ausreichte, denn am Ende mussten sogar noch welche stehen. Es war eine "White Wedding", also keine traditionelle Xhosa-Hochzeit, aber trotzdem aus europäischer Sicht etwas Grundverschiedenes. Ständig wurde ein neues Lied angestimmt, in das alle einfielen, klatschten, stampften, und hinein riefen. Ein Höhepunkt war natürlich die Ankunft des Brautpaars in einer schicken Hyundai-Limousine. Da tanzten die Angehörigen der Braut und die des Bräutigams in gewisser Weise gegeneinander um die Wette.
Anschließend wurden die Gruppen nacheinander begrüßt und im Saal auf die Tische verteilt. Die ganze Feier wurde ab sofort von einem Mann auf der Bühne moderiert, glücklicherweise auch z.T. mit englischer Übersetzung, und war sehr religiös gehalten. Jede Ansprache endete mit einem kollektiven "Halleluja" und "Amen". Der Einmarsch des Brautpaars über einen roten Teppich brachte dann die Halle zum Kochen, die Menschen sind einfach total ausgerastet! Einige Showeinlagen später begann dann der Gottesdienst mit der Trauung, der wiederum in eine After-Wedding-Party überging. Das Ehepaar saß nun auf Ehrenplätzen auf der Bühne, von wo weiterhin viel zu laute Musik eingespielt und ausgelassen getanzt wurde. Viel mehr passierte dann auch nicht mehr, bis es irgendwann gegen 16 Uhr Mittagessen gab.

Irgendwie hatten die anderen es plötzlich eilig, zu verschwinden. Als ich endlich verstand, warum, war es allerdings auch schon zu spät. Wir waren scheinbar die einzigen Gäste, die soetwas wie ein Hochzeitsgeschenk mitgebracht hatten! Das kannte man dort nicht. "You must go on the stage!", forderte uns deshalb der Mauerfall-Schwiegervater in spe auf und ging direkt voraus. Ohje... Keine andere Wahl habend, kamen wir also mit ein paar Handtüchern (für die neue Wohnung) und Decken als Geschenk auf die Bühne und es war schlagartig viel stiller im Saal. "Wenn ihr Deutschland noch nicht kanntet, das da ist Deutschland.", wurden wir vorgestellt. "Ihr wisst doch noch, als 1989 die Wall of Shame gefallen ist, wie laut wir da auf die Trommeln geschlagen haben!", erinnerte der alte Mann und bekam sogleich positive Resonanz. "Ich weiß nicht, was in diesem Umschlag ist", fuhr er fort, "aber es ist aus Deutschland. Für Südafrika und jetzt für meinen Sohn und seine Braut.". Damit drehte er sich um, übergab den lila Umschlag, in dem ein paar Geldscheine steckten, und den Decken- / Handtuchberg und erklärte "Hier, das ist aus Deutschland. Aus Deutschland! Denkt daran und behandelt es immer sorgsam.". Einigen Worten auf Xhosa folgte schließlich ein bedeutungsschwangerer Blick in unsere Richtung. "Möchtet ihr was sagen?" - öh. Derart überrascht wollte irgendwie keiner so recht.
Ich musse unter einem Fluch gestanden haben. Ich bin mir sicher, irgendeine schwarze Magie bewegte in dem Moment mein rechtes Bein vorwärts! Es war der eine Moment, in dem ich dachte "nichts zu sagen wäre jetzt aber auch peinlich...". Und ehe ich mich versah, stand ich schon vorne, hatte das Mikrofon in der Hand und knapp 300 Augenpaare auf mich gerichtet. Oh man. Für einen Moment überlegte ich, ob ich was auf isiXhosa sagen sollte, entschied mich aber sofort wieder dagegen. "Äh, hello.", reiße ich das Publikum von der ersten Sekunde an mit, "ich wollte bloß sagen, das war ja eine ganz nette Hochzeit bis jetzt.", fällt mir als nächstes ein. "Auf jeden Fall wünsche ich den beiden mal ein langes und glückliches Leben zusammen, hehe."... "Ach und herzlichen Glückwunsch." - damit gab ich das Mikro wieder ab und erntete meinen verdienten Applaus. Huh.
Die Erfahrungen, die ich aus diesem Tag mitgenommen habe, sind mir echt einiges wert. Das war schon echt toll! Und das Beste war am Ende noch, dass wir unseren mitgebrachten Kuchen auf dem Beifahrersitz vergessen hatten und damit alles für uns übrig blieb. Happy, happy end! ;)
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Im Gardening sind wir mittlerweile nur noch zu viert im Durchschnitt. Ich bin letztens auch zum Bewässerer ernannt worden, was bedeutet, dass ich jeden Freitag das ganze Centre-Gelände gießen darf. Ansonsten machen wir gerade viel abseits der Beete. Wir bauen Blumenkästen aus alten Paletten, indem wir Bretter und Nägel recyclen, bauen Zäune aus Autoreifen, heben Sandgruben aus, installieren eine Pumpe, oder zersägen dicke Äste - die ergeben in kleinen Einzelteilen eine schöne Umrandung für die Beete.


Der Sprachkurs hat derweil ein neues Niveau erreicht: regelmäßige Hausaufgaben, immer mal wieder Fachvokabular aus verschiedenen Bereichen und neulich sogar das erste Diktat! Das war schon echt schwierig, denn wir haben es in der Geschwindigkeit vorgelesen bekommen, wie man sich auch normalerweise unterhalten würde. Der Wortschatz erweitert sich dann um Tiernamen, Farben, Jahreszeiten...

So, was war noch? Achja, die Sabantwana-Homepage ist endlich wieder schön! Die Texte müssen zwar noch überarbeitet werden, aber es kann sich schon sehen lassen. Ich bin auch zu sehen, schaut doch mal rein unter www.sabantwana.de/team.
Von Sabantwana-Geldern wird auch schon das nächste Projekt im Khanyisa finanziert: Toiletten! Der Plastikeimer soll endgültig Geschichte werden. Wir haben bereits eine Toilette bestellt und werden dafür noch ein Dach als Erweiterung zur Plumsklo-Hütte bauen, damit das gute Ding nicht nass wird. Das alles passiert wahrscheinlich nächste oder übernächste Woche.



Und dann? Dann sind auch schon Ferien! Zwei Wochen ab Ostermontag sind frei. Groß geplant habe ich noch nichts, aber höchstwahrscheinlich steht unter anderem eine Busreise nach Johannesburg an, "Tim" besuchen. Und natürlich Fahrradfahren. ;)

Von alldem hört ihr dann zu gegebener Zeit! Ich wünsche euch bis dahin eine schöne Zeit und mehr Sonne als hier momentan zu sehen ist (gar keine)! ^^


Bis bald!

Lukas