Sonntag, 8. Juni 2014

Es ist Winter!

Guten Abend!

Draußen hat es über 30°C, der Asphalt schmilzt, alles pilgert an den Badeweiher, der Eisverkäufer legt nochmal 10ct oben drauf und so bleibt das jetzt monatelang! - in Deutschland.

Nicht in Südafrika. Die Sommersaison ist schon seit einigen Wochen vorbei. Und so unvergleichbar schön und brutal heiß sie war, so hart und kalt tritt jetzt der verhasste Winter ein. Auch Wintertage können hier schön sein, wenn trotz Kälte immer mal wieder die Sonne zu sehen ist. Aber oft versteckt sie sich eben hinter einer undurchdringbaren Masse von Regenwolken und es kommt einem so vor, als hätte man noch nirgendwo so sehr gefroren, wie in Cape Town. Man kann Atemwolken sehen und es riecht sogar nach Winter! Erst war es nur der Wind, aber jetzt ist die ganze Luft kalt. Vor allem nachts - ohne Isolierung, ohne Heizung - liegt es sich wie im Eisfach und man könnte genauso gut draußen übernachten, wäre da nicht der sintflutartige Regen. Momentan tropft es auch durch die Decke einiger Zimmer, das wird hoffentlich bald repariert. Dann gibt es noch Stromausfälle, Bahnen, die nicht fahren, und Nachbarn, die einem das Leben schwer machen wollen. Und die Arbeit in den Kindergärten und auf der Baustelle ist bei Sauwetter natürlich besonders anstrengend.
...
ABER WIR HABEN SPASS! :-)

Ja! Denn so düster und traurig das alles klingt - und auch ist -, wir machen eben das Beste daraus, im Improvisieren besteht die Herausforderung. Solange man über das eigene Unglück lachen kann, ist doch alles super. Wir sind ja nicht hier, um im 5*-Hotel zu wohnen!
Ich gebe euch einfach mal noch ein paar Impressionen vom Wetter hier, dann habt ihr beim Weiterlesen in Gedanken vielleicht auch sowas wie 'ne winterliche Atmosphäre:
(Klicken zum Vergrößern)

 

 


Surfer's Corner, Sonne am Bahnsteig, Weg zur Arbeit im Dunkeln, Leckerer Chicken-Braai, Regen im Zimmer


So. Die nächsten Bilder sind aus dem Educare vom Donnerstag. Da war es am heftigsten bis jetzt. Nachdem es den ganzen Vormittag schon immer mal wieder geregnet hatte, ging mittags dann so richtig die Post ab. Eigentlich sollten die Kinder schlafen, aber das konnte man unmöglich von ihnen verlangen, es war einfach SO LAUT! Stellt euch vor, ihr sitzt in einer Blechtrommel und von außen schmeißt jemand Kies dagegen - so ähnlich fühlt es sich an, wenn man in einer Shack steht und es hagelt! Und die Körner wären ja noch ganz okay gewesen, wären da nicht die Wassermassen, die den ganzen Tag schon mitten im Raum so durch die Decke schossen. Löcher! Das war zu viel des Guten. Es hat auf die Kinder geregnet, auf Bücher, Spielzeuge und der Boden schwamm sowieso - das ist nicht gerade die immerschöne Wohlfühl-Atmosphäre, die in einem Kindergarten herrschen sollte! Wir waren ständig mit dem Aufstellen und Leeren von Töpfen und Schüsseln beschäftigt. Manche Kinder hatten auch furchtbar Angst vor dem Donner, der irgendwo in der Ferne grollte. Und der Wind machte den Bretterwänden ziemlich zu schaffen.


Draußen waren indes schon so viele Hagelkörner gefallen, dass das Township wie verschneit aussah! Ich fragte mich, ob ich wirklich noch am gleichen Ort war, an dem vor einigen Wochen noch die heiße Luft dermaßen schwül im Haus stand. Das Unwetter war nach einer Viertelstunde schlagartig vorbei und die Sonne kam raus - das ist Kapstadt. Immer mehr Türen wurden jetzt geöffnet und die Menschen standen zusammen auf der Straße und lachten sich

einfach kaputt! Überall steht das Wasser im Haus und die lachen, als wäre das alles urkomisch! Die Khanyisa-Erzieherin sprintete auch gleich zu ihrem Haus, um nach dem Rechten zu sehen - und berichtete dann strahlend, sie hätte die Tür kaum aufbekommen vor lauter Eis. Das gab's wohl noch nie. Verrückt! :D




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Beim Gardening am nächsten Tag verabredete ich mich mit unserem Gärtner, am Samstag nach Town II zu fahren, um das Dach zu reparieren. Das ist echt bitter nötig, weil so kann der Kindergarten im Winter unmöglich betrieben werden! Allerdings hat der dann blöderweise verschlafen und mich dann am Centre stehen gelassen, weshalb wir gestern dann doch nicht gefahren sind. Das wird jetzt die kommenden Tage aber passieren! Wie wir das mit dem Geld machen, müssen wir mal noch sehen.
Aber wenn IHR, liebe Leserinnen und Leser, da vielleicht jemanden kennt, der für die Dachreperatur ein paar Euro spenden möchte... das wäre natürlich eine unglaubliche Hilfe! Das Dach soll ja möglichst auch noch mehrere Winter dicht halten können und nicht nur billig und mittelfristig gefixt werden. Fragt doch mal ein paar Leute, ich würde mich sehr freuen! Das Ganze liefe ganz einfach und offiziell über Sabantwana, inklusive Quittung - fragt mich einfach, wie! Danke schon mal!
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Hier sind jetzt noch ein paar Bilder von der Baustelle am Kideo Kids. Wegen des andauernden Regens haben nach dem Teilabriss nur noch Beton mischen und das Fundament gießen können und wir haben schon mit der ersten Mauer angefangen:





Jetzt geht allerdings auch hier so langsam das Geld aus und der Winter kommt auf das unfertige Haus zu. Das ist halt auch ein kleiner Kalkulationsfehler der Leute dort gewesen, die ohne genügend Kapital mit dem Bauen angefangen haben und jetzt kaum noch einen Cent haben. Trotzdem muss es jetzt irgendwie weitergehen! Hierzu gebe ich euch noch ein kleines Spendenvideo von Marie, u.a. mit noch mehr Bildern. Wurde beim Hochladen irgendwie ein bisschen verzerrt, aber ist ja trotzdem anschaubar. Das dürft ihr natürlich auch gerne jedem zeigen und weitersagen:



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Um die Jahreszeiten geht es übrigens auch in der Lektüre, die ich gerade für den Sprachkurs lese: Usikhukhazi Obomvu (Der rote Hahn). Ein Kinderbuch, in dem der Hahn mit seinen Freunden Ziege, Schwein und Hund auf einer Farm lebt, aber die ganze Arbeit vom Sähen im Frühling bis zum Kochen im Winter alleine machen muss, weil der Rest lieber spielt. Am Ende isst der Hahn das Gemüse einfach selber auf und die anderen kriegen nichts ab, weil sie nicht mitgeholfen haben. So habe ich es zumindest verstanden. :D

Tischtennis-Update: Protea A ist gerade, ausgehend von der Tabelle von vor drei Wochen, ungefähr auf dem 4. oder 5. Tabellenplatz. Am Donnerstag haben wir Livingston-Kenilworth mit 8:2 nach Hause geschickt. Jetzt stehen noch drei schwere Hinrundenspiele an und bald beginnt auch die Pokalrunde. Und ich weiß nicht, wer "Lucas Fritz" ist, aber er führt gerade mit 17:1 Siegen die Individual-Rangliste in der Second League an. Okay, vielleicht hätte er schon 'ne Liga höher spielen können, aber ihm ist trotz dieser Bilanz keinesfalls langweilig! Und sein erklärtes Ziel ist jetzt natürlich, Platz 1 zu verteidigen. ;)

So, das war's für heute, ich habe kalte Finger. Ich habe eh kaltes Alles. Jeden Moment müsste Tabaluga durchs Fenster kommen und uns aus Arktos' Fängen befreien. Nachdem ich meine neue Kreditkarte am Freitag wiederbekommen habe, hab' ich mich auch direkt mal mit ein paar neuen Pullis und Hosen ausgestattet. In meinem Schrank sind viel zu viele kurze Sachen, wer braucht denn sowas? Naja. Der Tee-Verbrauch schießt weiterhin in schwindelerregende Höhen. :D

Happy Pfingsten, friert doch zur Abwechslung mal ein bisschen mit! ;)

Bis bald!

Lukas