Samstag, 1. März 2014

Welcome to Khayelitsha! - Arbeit im Khanyisa Educare Centre

Yoh!
Es ist schon wieder März und damit höchste Zeit, euch endlich mal mein neues Educare zu zeigen. Damit ich nicht alles doppelt abtippe, bin ich jetzt einfach mal so bequem und gebe euch den Link zu einem PDF, das ich auf die gerade neu-entstehende Sabantwana-Homepage gestellt habe. Da ist alles schön knapp zusammengefasst und Bilder gibt es auch:

So... wenn ihr jetzt im Bilde seid, kann ich ja ein bisschen von meiner Arbeit und den Khanyisa-Kindern erzählen. ;)

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Ich:               Was willst du denn mal werden, wenn du groß bist?
Tshomi*:     Ein Hund!

*Name geändert, Unterhaltung frei übersetzt


Es ist eine völlig neue Aufgabe geworden. Ich bin nicht mehr alleine in der Klasse, der Zeitplan wird genau eingehalten und meine Anwesenheit polarisiert das Umfeld viel mehr. Nicht, dass es dadurch einfacher geworden wäre! Auf engstem Raum zehn Kinder (vielleicht bald zwölf) mit einem Altersunterschied von 1 bis 6 Jahren zu betreuen, beschäftigen und versorgen ist manchmal durchaus ein Knochenjob.
Beim Frühstück müssen die beiden ganz kleinen Mädchen gefüttert werden. Der Morgenkreis geht dann immer recht lange und ändert sich inhaltlich nur minimal - die meisten Sachen kann ich auch schon auf isiXhosa mitmachen. Mit dem Lied "Siyahamba emsebenzini" (wir gehen zur Arbeit) werden die Maltische draußen gestürmt, schließlich will jeder die coolste Kreide mit dem Frosch drauf haben. Die verschwindet dann auf mysteriöse Weise in meiner Hosentasche und der Weg ist frei für die Kunst. Das Vorschulkind kriegt immer eine kleine Aufgabe und malt meistens erkennbare Dinge (Auto, Haus, Lukassi), wogegen die Kleinen erst noch ihren Stil in diversen Schraffurtechniken ausprobieren können. Anschließend ist die erste Free Playtime, bei der ich mir immer für jeden Tag gezielt nur ein Spielzeug aussuche und mich damit beschäftige, quasi zum Abschauen und Mitmachen. Dadurch lernen die Kids, wie man mit den Sachen umgeht und dass man sie auf keinen Fall isst. Zwischendurch ist Snacktime, wobei Obst und Joghurt gefüttert werden und der Angeber mit der coolsten Pokémon-Brotzeitdose ruhiggestellt wird. Nach der zweiten Playtime ist Storytime, was nach dem Spielen in puncto 'ruhig Zuhören' nicht immer ganz einfach ist. Pro Woche wird auch immer nur ein Buch vorgelesen. Dadurch lernen die Kinder die Geschichte immer besser kennen, können sie irgendwann sogar ganz aufgeregt miterzählen und freuen sich trotzdem immer wieder auf die "Pointe" und die Bilder. Ich lese dabei auf Englisch vor, die Teacherin übersetzt. Während dem Mittagessen bereite ich die Schlafmatten vor und weise dann jedem seinen Platz zu.
Bis dann der Transport kommt, habe ich die unterschiedlichsten Aufgaben. Mit dem Sohn meiner Principal habe ich sogar schon nähen müssen - Nähen! Wir hatten zwar beide von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber irgendwie haben wir tatsächlich mal einen dreifarbigen Stoffball hergestellt. Ein andermal haben wir eine Holzstange (vermutlich ein ehemaliger Besenstiel) an Seilen befestigt, über einen Dachbalken geworfen und festgezurrt - eine sehr einfache, aber taugliche Schaukel. Dazu kommt auch noch immer ein bisschen Sprachunterricht: Meine Xhosa-Aufzeichnungen und -Kenntnisse haben sehr großen Eindruck gemacht. Seitdem lasse ich mir immer eine Weile aus einem Wörterbuch vorlesen und tue auch bei Vokabeln wie "Topflappen" und "Schaltgetriebe" schön interessiert. ;)


In Khayelitsha zu arbeiten ist also schon eine ganz andere, neue Erfahrung. Auch für die Town Two-Bewohner, die immer mal wieder zufällig vorbeikommen um mich zu begutachten und kennenzulernen. Sogar der Community-"Bürgermeister" war mal zu Gast! Und die Eltern sind sowieso begeistert von dem, was sich in dieser unscheinbaren Kindergarten-Hütte plötzlich tut.
In zwei Wochen werden wir dank Spendengelder sogar einen Ausflug in den Garten von Kirstenbosch machen können. Das wird sicherlich ein sehr schöner Tag für die Kinder! Außerdem verhandeln wir gerade mit dem Noluthando Daycare in der I-Section. Noluthando ist der größte zum CCE gehörende Kindergarten und besitzt einen riesigen Spielplatz - und bei über 350 Kindern (!) fallen unsere zehn Khanyisa-Kids nicht wirklich ins Gewicht. Wir könnten also z.B. einmal in der Woche zum Spielen ins Noluthando gehen! Es bliebe nur noch eine Frage des Transports und dessen Finanzierung, aber wir arbeiten daran. ;)

Die Arbeit gefällt mir bisher ganz gut, auch wenn es an manchen Tagen wirklich an die Stressgrenze geht. Das Noxolo Educare fehlt mir trotzdem immer noch. Ich fürchte mal, da kommt bald eine schwere Entscheidung auf mich zu! Aber man wird sehen.


Dafür geht es in der Freizeit gut aufwärts, denn ich werde kommende Saison in der Second Division den Tischtennisschläger schwingen. Das ist immerhin die dritthöchste Spielklasse im Western Cape, dem mit Abstand größten südafrikanischen TT-Regionalverband. Ich werde also auf jeden Fall ziemlich gefordert sein, aber ich freue natürlich seeehr darauf! :)




Am Mittwoch-Abend haben wir Rapture 2014 besucht. Eminem, die lebende Rap-Legende, hat eine gigantische Show für Cape Town hingelegt! Das Konzert fand im ausverkauften WM-Stadion statt und war von von Anfang bis Ende der absolute Hammer! Unvergesslich!



Sooo und dann habe ich gerade auch noch die Einladung zu meinem Rückkehrseminar in Deutschland erhalten. Man, es ist schon März?! Auf der anderen Seite... wer spricht denn schon von Rückkehr? Ich kann (und will) es mir noch gar nicht vorstellen. ^^

Tja. Also das war's dann wohl für heute. Ihr hört dann wieder von mir, wenn ich genug zu Erzählen habe, z.B. von dem Ausflug. :)

Bis bald!

Lukas

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Die angenehmsten = die langweiligsten Orte der Welt?
Hier ist ein Song, den ich gerade sehr gerne höre! ;)