Freitag, 20. September 2013

Molweni!


Muizenberg, Südafrika, sehr früh morgens.
Mein Wecker klingelt. Zwei Meter vor dem Fenster donnert wie immer der Zug mit höllischem Lärm vorbei - ich bemerke das kaum noch. Ich bin der erste Frühduscher und es ist saukalt im Bad und die geschlossenen Fenster, durch die der Wind pfeift, bieten da wenig Schutz. Der südafrikanische Winter liegt in den letzten Zügen und gibt scheinbar nochmal alles. "Warum nimmst du denn die Winterjacke mit", hör ich noch meine Schwester fragen, "du gehst doch nach Afrika?" - seit Dienstag, als ich am Cape Town Intl. Airport gelandet bin, ist das Wetter aber überwiegend englisch.
Meine 6 WG-Mitbewohner/innen stehen auch schon zum schnellen Frühstück auf und es geht zur Railstation. Über dem Indischen Ozean geht die Sonne auf, wir wohnen direkt am Meer. Die Metroline fährt nach Cape Town, aber wir steigen schon in Plumstead aus, wo das Centre for Creative Education unweit der Station liegt (acht Stationen fahren kostet umgerechnet nicht mal 60 Cent). Das Centre ist seit 1998 für ca. 20 Educares (Kindergärten) und die Zenzeleni-School verantwortlich, die über die kapstädter Townships verteilt sind. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, Kindern aus Townships Bildung in Waldorf-Einrichtungen zu ermöglichen. Außerdem ist es seither die einzige nicht-staatliche Ausbildungsstätte für Lehrer/innen in Südafrika.
Heute Vormittag steht eine Township-"Tour" an. Unser Fahrer steuert zuerst die Schule in Khayelitsha, dem größten Slum, an. Viel gibt es aber nicht zu sehen, da gerade noch Winterferien sind. Also besuchen wir noch zwei Educares, was eine echt schöne Erfahrung ist. Schon als der Bus in den Hof gelenkt wird, kleben zig neugierige Gesichter am Fenster - und kaum ist die Tür auf, können wir uns vor Umarmungen und "Bitte schmeiß mich in die Luft" nicht mehr retten; die Kinder rennen einen einfach um! Vergleicht man die tw. paradiesisch eingerichteten Kindergärten mit der Schrott- und Mülllandschaft (aus der die Shacks im Viertel mehr oder weniger gebaut sind) außerhalb, ahnt man auch, warum sie das brauchen...
Ich bin ab Montag im Noxolo Educare Centre (das x wird geschnalzt) zuständig und habe die nette Principal / Mama von dort auch schon kennengelernt.

Die ersten Tage dienen zum Ankommen und ersten Kennenlernen der Umgebung und Mitmenschen. Wir wurden in die Flats eingeteilt und unseren Aufgaben zugewiesen und haben viel Zeit, uns einzurichten. Auch die kommenden Tage am Wochenende und der Feiertag am Dienstag werden, denke ich, noch recht entspannt, bevor es in den richtigen Arbeitsalltag geht.

Davon hört ihr dann aber erst später - Internet ist hier eh noch rar und ich habe halt auch jede Menge anderes zu tun. Aber ich will euch natürlich auch nicht vernachlässigen, dafür fallen die Berichte dann einfach ausführlicher aus. ;)
Ihr könnt euch in den Kommentaren auch gerne wünschen, was ich noch erzählen und erklären soll. Skype-Termine gibt es nach Absprache. Und Bilder kommen natürlich noch, sobald ich welche gemacht habe.

Jetzt ist gerade der Strom ausgefallen und es ist schon spät. Also bis bald.

Liebe Grüße nach Deutschland,

Lukas

:)