Diesen
Eintrag möchte ich gerne einmal damit beginnen, mich bei euch,
meinen treuen Lesern, für all das liebe Feedback zu bedanken. Ich
bekomme ja nicht nur furchtbar gerne Post, sondern ich finde es auch
verrückt, dass mein Blog und die Rundmails auf so viel Interesse und
Gefallen stoßen. Ich bin eigentlich auch zu sehr der Typ "Autor"
statt "Blogger" und könnte jedesmal noch seitenweise
berichten, was manchen scheinbar ganz gut gefallen würde. Aber ich
will's ja auch nicht übertreiben. Obwohl - heute vielleicht schon. Adventskerzen angezündet und Lesebrillen aufgesetzt: hier kommt der letzte Roman, bevor es bald in
den Urlaub geht! ;)
Also,
wo beginnen wir? Am Besten ganz unten, so wie bei meiner
Erstbesteigung des Tafelbergs vor einer Woche. Wer sich den
Wetterbericht für diesen Tag noch einmal anschaut, wird sich schon
beim Anblick der Zahlen schweißgebadet irgendwo abstützen müssen. In aller Herrgottsfrühe konnte mich davor nur die Sunblocker-Crème
bewahren, in die ich quasi gekleidet war. Kushushu! ("Es ist heiß!") Dass ich "vorsichtshalber"
lange Klamotten im Rucksack hatte, musste ich mir darum auch den
ganzen Tag lang noch zum Vorwurf machen - es war gelinde gesagt einfach... infernalisch heiß! Der Aufstieg begann am Fuß der Südost-Seite des
Tafelbergs, im botanischen Garten von Kirstenbosch.
Die
Exotik fand ich dabei nicht nur in der Pflanzenwelt, sondern nach der
ersten halben Stunde auch am "Skeleton Gorge", dem Pfad
unserer Wahl. Mit meinen ausgelatschten Kindergarten-Tretern hab ich
ja schon nicht schlecht gestaunt, angesichts des Wasserfalls, den man
laut Schild auf einmal mit "ropes and ladders" (Seile und
Leitern) hinaufklettern sollte. Das Ganze stellte sich im Nachhinein
allerdings als relativ harmlos heraus. Das Wasser war eher eine sehr
willkommene Erfrischung, um dem brutalen tata ulanga („Vater
Sonne“) zu trotzen. Danach war die Baumgrenze allerdings auch schon
überwunden, sodass ich mich fortan auf meinen Strohhut als einzigen
Schutz verlassen musste.
Unser Ziel war zunächst Maclair's Beacon,
der höchste Punkt des Tafelberg-Massivs. Gute dreieinhalb Stunden
wurden für den Weg insgesamt benötigt. Einerseits war es zwar purer
Wahnsinn, in der gnadenlosen Mittagshitze wie ein verirrter
Wüstenwanderer die endlosen Steintreppen hinaufzusteigen -
andererseits hat die Aussicht mit jedem Schritt dafür entschädigt.
Die Sicht war so klar, dass ich bestimmt bis nach Südamerika hätte
blicken können, wäre die Erde keine Kugel. Der gewundene Pfad
eröffnete auch immer neue Perspektiven: 360° Dauer-Panorama bei
nahezu uneingeschränkter Sicht!
Der
Beacon erschien mir dagegen nicht besonders spektakulär. Das
Plateau, das sich rings um den mit einem Steinhaufen markierten
höchsten Punkt befindet, und der Devil's Peak versperrten die Sicht
auf Kapstadt und auch sonst gab es nicht viel zu entdecken. Also
wurde beschlossen, lieber zeitig den Weg in Richtung Seilbahnstation
im Westen einzuschlagen.
Die Entscheidung war goldrichtig: eine
wunderschöne Route führte direkt am Abgrund in Stadt-Richtung
entlang. Die Belohnung für den halsbrecherischen Aufstieg war mit
keiner Kamera der Welt festzuhalten! Zentimeter vor den eigenen Füßen
erstreckte sich die GANZE Tafelbucht in ihrer vollen Schönheit.
Selbst der Signal Hill, von dem ich ja schon einen wunderbaren
Ausblick hatte, war von dort oben gesehen nicht mehr als ein weiteres schönes
Detail im Gesamtbild. Nur dort stehend käme man niemals auf die
Idee, wie hässlich das Leben tausend Meter weiter unten sein kann.
Nachdem
diese Aussicht etliche Male auf verschiedenen Felsvorsprüngen für
atemberaubend erklärt wurde, gaben wir uns zum Abschluss noch die,
wie ich finde, schlimmste Ecke des Table Mountain - die Bergstation
des Lifts. Dass auf "unserem" Tafelberg, der uns im Alltag
auf Schritt und Tritt am Horizont begleitet, so eine
Massenabfertigung stattfindet, hätte ich nicht gedacht. Statt auf
Leitern und Wasserfälle wurde hier höchstens auf "unebene
Stufen" an den Treppen hingewiesen und die Betreiber
verschleuderten Hot-Dogs und Souvenirs zu unverschämten Preisen an
Lift-Touristen in Freizeit-Kleidung. Außerdem gefiel mir die große
Anzahl an Menschen dort oben nicht, unter denen wir wie Indiana Jones
mit Gefährten ausgesehen haben mussten. Also machten wir uns an den,
im Vergleich zum Aufstieg nicht minder schlauchenden, Abstieg.
Zahllose Felsstufen führten uns in zweieinhalb schweißtreibenden
Stunden hinab zur Talstation.
Blick auf die False Bay |
Es
war ein wirklich abgefahrener Tag, der unglaublich Spaß gemacht hat
- und von dem ich noch lange vor allem eines hatte: Muskelkater.
__________________________
Ähnlich
anstrengend war das Gardening in letzter Zeit. Im Centre-Garten hat
sich seit unserer Ankunft sehr viel getan: Beete wurden neu angelegt
und Verschiedenes eingepflanzt und geerntet. Eine Zeit lang
verkauften wir sogar riesige Salatköpfe, die uns in einem Beet
gelungen waren.
Meine Aufgaben beschränken sich momentan aber mehr auf die sogenannten "Männer-Jobs": mit der Schubkarre wichtig-aussehend über das Geländer scheppern, auf Komposthäufen herumhüpfen bis auch die letzte Stoffaser der Schuhe eingesaut ist, und vor allem Schaufeln, Schaufeln, Schaufeln. Ein bisher unbearbeiteter, wild bewachsener Bereich im hinteren Teil des Gartens wurde so z.B. innerhalb weniger Stunden zum Ort der Bestimmung für fünf Zirkel-Beete verwandelt. Die kreisrunden Gräben können später in Sektoren unterteilt werden, die nach jeder Ernte anders bepflanzt werden - damit dem Boden nicht "langweilig" wird und man durchgehenden Ertrag erhält. Die ausgeschaufelte Bodenmasse wurde dann dazu verwendet, das Gelände anderswo zu begradigen, sodass dort auch schon bald Beete gegraben und angelegt werden können.
Meine Aufgaben beschränken sich momentan aber mehr auf die sogenannten "Männer-Jobs": mit der Schubkarre wichtig-aussehend über das Geländer scheppern, auf Komposthäufen herumhüpfen bis auch die letzte Stoffaser der Schuhe eingesaut ist, und vor allem Schaufeln, Schaufeln, Schaufeln. Ein bisher unbearbeiteter, wild bewachsener Bereich im hinteren Teil des Gartens wurde so z.B. innerhalb weniger Stunden zum Ort der Bestimmung für fünf Zirkel-Beete verwandelt. Die kreisrunden Gräben können später in Sektoren unterteilt werden, die nach jeder Ernte anders bepflanzt werden - damit dem Boden nicht "langweilig" wird und man durchgehenden Ertrag erhält. Die ausgeschaufelte Bodenmasse wurde dann dazu verwendet, das Gelände anderswo zu begradigen, sodass dort auch schon bald Beete gegraben und angelegt werden können.
Wenn
sonst mal nichts zu tun ist, wird meistens Unkraut gerupft. In einem Garten,
in dem keine Chemikalien dagegen eingesetzt werden, ist das nun mal
von großer Bedeutung. Vor allem, weil alle kahlgerupften Stellen
binnen einer Woche einfach wieder überwuchert sind.
Kommen
wir endlich wieder nach Guguletu, wo es schon vergangenen Freitag
eine vorweihnachtliche Bescherung gab. Das südafrikanische Projekt
"Santa's Shoebox" ließ dem Noxolo Educare nämlich
Geschenkspenden zukommen. In bunt verpackten Schuhkartons haben die
Spender des Projekts jeweils Kleidung, Waschzeug, Schulsachen, ein
Spielzeug und eine Süßigkeit gelegt, allein mit einem Hinweis
beschriftet, welchem Alter und Geschlecht der Inhalt gerecht sein
würde. Sogar Weihnachtsbäume standen in jeder Klasse, unter denen
wir je einen Geschenkeberg abladen durften.
Die
leuchtenden Augen der Kinder, die dann nach und nach eintrudelten,
sprachen für sich. Schier unbändige Freude, gemischt mit großem
Staunen und einer gewissen Portion Ehrfurcht - die Gesichter werde
ich wohl nie vergessen... Mehrere hundert Euro gibt der Deutsche im
Durchschnitt für die Weihnachtsüberraschungen seiner Nächsten aus;
wie krass mir das auf einmal vorkommt!
Der
Tagesablauf gestaltete sich ansonsten wie üblich, ans Aufmachen durften sich
die Kids nämlich erst zu Hause machen. Da natürlich nicht in jeder
Box das Gleiche enthalten sein kann, will man Neid unter den Kindern
- und auch unter den Eltern! - unbedingt vermeiden.
Das
eigentliche jüngste Highlight war für mich aber natürlich das
Graduation Event, quasi die Abschlussfeier meiner Klasse. Einen Monat
im Voraus hatten wir schon damit begonnen, eine kleine Show mit den
Vorschülern einzustudieren. Die Vorfreude verflog allerdings leider,
als wir von dem Veranstaltungsort erfuhren, bei dessen Auswahl sich unsere
Principal (unserer Meinung nach) wohl gehörig vergriffen hatte. Das Ganze
musste in einem guten Hotel in Sea Point stattfinden, einem der normalerweise wohlhabenderen Viertel Kapstadts und unweit der luxuriösen
Waterfront. Was die Noxolo-Chefin dazu gebracht hat, eine
Township-Kindergartenklasse in diese "Komplementär-Welt" zu entführen
und dort deren Graduation zu feiern, muss noch ergründet werden.
Dadurch wurde das Event nämlich auch zu einer kostspieligen Angelegenheit, sodass trotz einiger aquirierter Spendengelder noch etliche Kosten bei den Familien hängen blieben. Natürlich gaben auch die Eltern aus Guguletu für diesen einen, besonderen Tag so viel aus wie sie es konnten – aber diese Location konnten sich manche verständlicherweise dann doch nicht leisten. Wegen dieser Angelegenheit wird es wohl noch einigen Diskussionsbedarf geben. Den hatten dann nämlich auch die Hotelbediensteten im Umgang mit ihren Gästen. Binnen weniger Minuten hatten die Mädchen den automatischen Handtrockner auf der Frauentoilette außer Gefecht gesetzt; eine Gruppe von Vätern blockierte - unentschlossen, welcher Knopf als nächstes zu drücken sei - für einige Zeit den Fahrstuhl und das Besteck am Snack-Buffet wurde nicht angerührt, denn natürlich isst man mit den Händen! Ich habe mich dem Ganzen einfach angeschlossen, selbst nicht wenig entsetzt von den Welten, die hier aufeinander prallten.
Das alles hat dann leider einen gewissen Schatten über
die eigentlich sehr schöne Feier geworfen. Es wurde unglaublich viel
gesungen und auch gebetet, vor allem zwischen den Show-Einlagen meiner
Vorschüler. Die setzten sich aus einem gemeinsamen Lied und Tanz,
jeweils einem Tanz der Mädchen und der Jungen, einer kleinen
„Modenschau“ und letztendlich der Urkundenverleihung zusammen.
Letzter Teil hatte uns Teachern in den letzten Wochen die meisten
Nerven geraubt: jedes Kind sollte sich zuvor auf Englisch mit
Namen, Wohnort und einem Noxolo-Schlachtruf vorstellen. Letztendlich
ist aber alles sehr schön gelungen. Als es an die Urkunden ging,
wurden die Kids auch jedes Mal gefragt, was ihnen am Educare denn so
am besten gefallen habe. Tatsächlich hat eine Mehrzahl mit
„Tishala“, / „Teacher“ - und einige sogar mit „Lukas“
geantwortet!! Darauf war ich besonders stolz, weil ich das so niemals
erwartet hätte. Folglich war ich auch bei vielen Eltern, von denen mich manche nie zuvor gesehen hatten, plötzlich sehr angesehen. Zum Glück
erfuhr ich auch rechtzeitig davon, dass ich meine Klasse noch bis zu den
Ferien behalten würde – so fiel das Byebye nicht ganz so schwer,
auch wenn es in ein paar Tagen wohl schon so weit sein wird.
Dadurch wurde das Event nämlich auch zu einer kostspieligen Angelegenheit, sodass trotz einiger aquirierter Spendengelder noch etliche Kosten bei den Familien hängen blieben. Natürlich gaben auch die Eltern aus Guguletu für diesen einen, besonderen Tag so viel aus wie sie es konnten – aber diese Location konnten sich manche verständlicherweise dann doch nicht leisten. Wegen dieser Angelegenheit wird es wohl noch einigen Diskussionsbedarf geben. Den hatten dann nämlich auch die Hotelbediensteten im Umgang mit ihren Gästen. Binnen weniger Minuten hatten die Mädchen den automatischen Handtrockner auf der Frauentoilette außer Gefecht gesetzt; eine Gruppe von Vätern blockierte - unentschlossen, welcher Knopf als nächstes zu drücken sei - für einige Zeit den Fahrstuhl und das Besteck am Snack-Buffet wurde nicht angerührt, denn natürlich isst man mit den Händen! Ich habe mich dem Ganzen einfach angeschlossen, selbst nicht wenig entsetzt von den Welten, die hier aufeinander prallten.
Gesang |
Die neueste Bademode |
endlich geschafft! |
Die
Veranstaltung im Nachhinein zu bewerten, fällt mir sehr schwer.
Einerseits finde ich es sehr traurig, dass eine Fehlentscheidung es für
manche schon unmöglich gemacht hatte, bei diesem schönen Fest dabei zu
sein. Dies ist, nach dem was ich so mitbekommen habe, aber auch das
erste Mal so der Fall gewesen und – zu dieser Einsicht werden es diese Erfahrung und
einige Gespräche früher oder später kommen lassen – es wird wohl auch
nie mehr in dieser Art und Weise stattfinden. Andererseits war die
Graduation von Organisation und Unterhaltungswert her schon ein
voller Erfolg und es wird wohl auch einer der ganz großen Tage sein, die
ich später für immer mit meinem Kindergarten in Verbindung bringen
werde. Fast ein Viertel-Jahr habe ich mit diesen Kids gearbeitet und
habe schon in dieser Zeit jede Menge Entwicklung beobachten
können. Umso gespannter bin ich jetzt auf meine neue Klasse, die
ich nach den Ferien im Januar übernehmen werde. Da wird es dann von
Null los gehen, auf dem Weg zur Hundert, der nächsten Graduation im
November!
Soooooo,
das war's mal wieder für heute. Ich denke, ich bin meinen
Ansprüchen diesmal von der Menge her gerecht geworden. :D
Dafür gibt es jetzt ja auch länger nichts Großartiges mehr zu lesen, denn in einer Woche sind die Taschen für den Urlaub schon so gut wie gepackt und ich bin einen Monat lang auf Achse, wortwörtlich. Darauf freue ich mich ja auch schon unglaublich!
Dafür gibt es jetzt ja auch länger nichts Großartiges mehr zu lesen, denn in einer Woche sind die Taschen für den Urlaub schon so gut wie gepackt und ich bin einen Monat lang auf Achse, wortwörtlich. Darauf freue ich mich ja auch schon unglaublich!
Von
diesem Abenteuer hört ihr dann wahrscheinlich erst im Januar. IM
JANUAR! 2014! Wie das klingt!? Da ist ja schon ein Drittel meines
Auslandsjahrs vorbei! Na gut, das dauert ja jetzt noch etwas - glaube
ich. Trotzdem!
Wie
auch immer: macht es gut oder besser wo auch immer ihr seid!
Salani
kakuhle und bis bald!
Lukas