Donnerstag, 3. Oktober 2013

Arbeit im Noxolo-Educare

Hey!

Meine ersten Tage als Freiwilliger im Noxolo Educare-Centre sind vorbei und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Über jeden Arbeitstag könnte ich seitenweise berichten... aber versuchen wir's mal! Heute mit der Haupttätigkeit im Kindergarten.

Ndisebenza eGugulethu - ich arbeite in Gugulethu, einem der größeren Townships von Kapstadt. In Noxolo trifft man für gewöhnlich zwei Erzieherinnen, eine Köchin und eine Leiterin an, die sich täglich um 60 -70 Kinder (von 0.5 bis 6 Jahren), Material, Haus, Garten und Gelände kümmern.
Here we go: eine Verstärkung in Form von zwei weltwärts-Freiwilligen mischt den Kindergarten-Alltag mächtig auf. Als einzige Weiße weit und breit sind wir nicht nur DIE Schau im Slum, sondern für Kids vor allem die lustigen Entertainer mit hundertprozentiger Herzlichkeit, großem Kuschelfaktor und immer-guter Laune - gefeierte Helden. Obwohl wir ausschließlich mit "Teacher" gerufen werden und kein Wort Kleinkinder-Xhosa verstehen, kommen wir bei vielen auf emotionaler Ebene irgendwie wohl gleich nach den Eltern. Das macht die Sache aber auch nicht unbedingt leicht, schließlich darf bei so vielen Kindern keines benachteiligt oder bevorzugt werden, wozu man halt schnell mal neigt. Mit manchen kann man sich einfach stundenlang - auch durchaus sinnvoll - beschäftigen und andere wollen nichts außer Action in Endlosschleife, was auf Dauer auch mal nerven kann. Es gibt aber auch besondere Kandidaten, die beispielsweise nicht sprechen wollen, wenig lachen, totale Einzelgänger sind oder einfach ganz in ihrer eigenen Welt leben - für sie ist jeder Tag mit uns ein kleiner Fortschritt. Und diese vielen Typen machen die Arbeit auch sehr vielfältig und anspruchsvoll.
Lohn ist hauptsächlich die Freude aller Beteiligten, die allein schon durch unsere Anwesenheit entsteht. Außerdem spüre ich, wie hintergründig ein kleiner Impuls gesetzt wird. Die Erzieherinnen machen zwar ihren Job, sind bei den Kids aber eher wegen den Bestrafungen gefürchtet, das ist mein Eindruck. Immerhin gibt es keine Schläge - was in anderen Educares gar nicht so unüblich ist -, der Umgang erscheint mir dennoch etwas grob, gerade für eine Waldorf-orientierte Einrichtung. Hier findet indirekt sowas wie ein Austausch statt, indem wir z.B. lernen eine Gruppe eigenständig zu führen und die Erzieherinnen sich von uns ein paar "sanfte", alternative Methoden dafür abschauen.
Von der Ausstattung her sind die Innenräume sehr schön gestaltet und Spielzeug ist zwar knapp aber geradeso ausreichend vorhanden. Der Außenbereich wirkt dagegen ziemlich trist mit ein paar Reifen, die eingegraben oder lose über das Gelände verteilt sind, wenigen Holzstücken und einer Sandgrube. Der "Garten", um den ich mich unter anderem auch kümmere, besteht aus ein paar Büschen und Kakteen, die zumeist mit Abfall übersät sind. Der Müll wird nachts von Fußgängern einfach über den Zaun geworfen und muss am nächsten Tag von uns eingesammelt werden, bevor ihn noch irgendwer in den Mund nimmt. Draußen möchte ich sehr gerne eine Veränderung schaffen. Beispielsweise mit einem Baum, einer Schaukel, einer Rutsche, etwas Farbe an der Mauer, o.ä..
Man sieht: wenn man will, kann man sich neben den Kindern auch noch mit eigenen Ideen und deren Verwirklichung beschäftigen. Noch ist es allerdings zu früh und sind wir zu neu, um das mal wirklich auf den Plan zu bringen...

Derzeit konzentriere ich mich nur darauf, den Noxolo-Alltag irgendwie zu meistern und die Kommunikation zu verbessern, wozu vor allem das Lernen der Namen und besonders der Sprache notwendig ist. Außer überraschte bis entsetzte Blicke (und ab und zu mal einen Funken von Dialog) habe ich mit meinem Xhosa allerdings noch nicht viel erreicht. ;D Ich bin zuversichtlich, dass sich das mit der Zeit bessert, weil ndiyafunda - ich lerne!
Tägliche Abläufe wie das Servieren von Pap - geschmacksloser Maisbrei -, den Morgenkreis oder das Vorbereiten auf den Mittagsschlaf sind schon fast routiniert. Immer wieder abenteuerlich wird es dagegen beim Mittagessen, von dem wir Freiwillige meist eine Portion abbekommen. Ich habe tatsächlich schon aufgewärmtes Pap mit Schafsmagen gegessen! Das war zwar ein echter Kampf (wuäh!), aber im Nachhinein habe ich beschlossen, in Zukunft trotzdem keine Mahlzeit auszuschlagen. Wenn schon Dienst im Township, dann auch richtig!

Großes Kino!
Vom Fenster aus kann man die
wöchentlichen TV-Dreharbeiten
vor der Haustür beobachten.
Hier wird gerade eine Nachtszene
im Auto vorbereitet.

Oh man, es passiert jeden Tag vom Aufstehen bis zum Einschlafen einfach so viel, dass mir eine "Zusammenfassung" echt schwer fällt.
Ich kann nicht glauben, so viele Dinge in nur so kurzer Zeit erlebt zu haben!
Aber ich habe ja noch lang genug Zeit, über Details und kleine Stories zu schreiben. Das gilt auch für Fotos, die aus diversen Gründen leider nicht so einfach zu machen sind. Deshalb: habt Geduld! Oder schreibt mir einfach wieder. ;)









Bhutis und Sisis, für heute war's das mal wieder aus weit, weit, weit weg.

Liebe Grüße nach überall, bis bald!

Lukas