Heyho!
Mein Kalender verrät mir,
dass der erste Monat im Regenbogenland schon vorbei ist. Zeit, mal
wieder ein bisschen was zu berichten!
Ich beginne im Projekt, im
Noxolo Educare. Mittlerweile habe ich eine eigene Klasse, die sich
größtenteils aus Vorschülern zusammensetzt. Das hat den Vorteil,
dass man den Kindern auch schon ein bisschen was beibringen kann,
soweit man es fertig kriegt, es mit Händen und Füßen zu erklären.
Englisch wird zwar auch gelernt, aber praktisch nicht verstanden oder
angewendet. Und mein isiXhosa beschränkt sich immer noch auf die
grundlegendsten Ausdrücke. Immerhin kenne ich jetzt alle Namen in
meiner Klasse, nachdem eine "Writing"-Übung daraus
bestand, seinen eigenen Namen von einem Streifen Papier abzuschreiben
und ich jedem mal helfen musste. Andere Einheiten drehen sich ums
Malen, Singen, Tanzen, oder Sport. Hört sich gut organisiert an, ist
es aber überhaupt nicht. Wenn ich Übungen, wie meistens, alleine
anleite, geht es mangels Xhosa-Sprachkenntnisse manchmal schief.
Beispiel: alle Kinder
machen einen Kreis, nur eines weiß nicht was passiert. Ein anderes
spielt Sheriff und zerrt das eine Kind an der Kapuze rückwärts in
die Reihe. Dort angekommen geht das Geschubse los, weil an der Kapuze
gezogen zu werden ja nicht gerade nett ist. Ein anderer Sheriff aus
der gegenüberliegenden Ecke mischt sich mit einem saftigen Tritt in
den Hintern ein, woraufhin sich zehn andere Kinder plötzlich zu
Sheriffs berufen fühlen und dem neuen schwarzen Schaf nachsetzen,
das mittlerweile hinter mein Bein geflohen ist. Während der ganzen
Prozedur langweilt sich der friedliche Teil der Gruppe und
beschäftigt sich damit, sich irgendwas über 10 Meter Distanz
zuzubrüllen oder im Raum ne Runde Joggen zu gehen. Bumm, Chaos!
In solchen Fällen ist
Improvisation gefragt. Zwei Schläge auf die Bongo und ein paar
Befehle auf Anfänger-Xhosa reichen meistens aus, um für den
Bruchteil einer Sekunde die gesamte Aufmerksamkeit der Gruppe zu
bekommen. Dann muss ganz schnell irgendeine Übung zum Runterkommen
vorgemacht werden. Ich bediene mich da meistens spontan ausgedachter
Stretching-Figuren, die für erwachsene Zuschauer wahrscheinlich
bekloppter nicht aussehen könnten - aber es macht Eindruck. Los
geht's mit tiefem Ein- und Ausatmen, dann wird sich mehrmals komplett
nach oben gestreckt und wieder ganz klein gemacht (wobei ich zur
Belustigung natürlich ab und an umfallen oder einen Hexenschuss
bekommen muss), zwischendurch gibt man seinem Nachbarn eine Massage,
gibt sich die Hand und sagt "Molo"... und zum Schluss wird
sich ganz leise hingesetzt. Der magische Moment wird dann genutzt, um
das Ganze auf ein Neues zu probieren.
Das war nur ein kleiner
Ausschnitt meines Tagesgeschäftes in Noxolo. Was ich zwischendurch,
draußen, beim und nach dem Essen, während der Schlafenszeit und
außerhalb der Arbeitszeit so erledige, kann ich ja pro Eintrag step
by step erzählen. ;)
Kommen wir zum Gardening,
neuerdings immer freitags, im biodynamischen Garten des Centres.
Biodynamik? Eine recht komplizierte Geschichte, die den Versuch
beinhaltet, Landwirtschaft geisteswissenschaftlich zu betrachten.
Astrologisch zum Beispiel, wenn manche Pflanzenarten nur zu
bestimmten Mondständen und Planetenkonstellationen angebaut werden
dürfen. Oder psychologisch, weil der Pflanze beim Wachsen von Ort
über Form bis Fruchtbildung alle Freiheiten gelassen werden sollen.
Und vor allem ökologisch, weil der Garten sich kreislaufartig selbst
versorgt: Beete werden nur mit Kompost aufgefüllt, der mit
Pflanzenabfällen aus dem selben Garten hergestellt wurde. Mit dem
Dünger verhält es sich gleich. Das klingt vielleicht alles ein
bisschen komisch, aber es steckt ja erstens auch eine große
Wissenschaft dahinter, die ich nicht studiert habe und zweitens: es
funktioniert super! Im Centre-Garten wachsen Möhren, Salat, Spinat,
Lauch, Rucola, Pilze, Kräuter, Gewürze, Blumen und vieles mehr in
großer Vielfalt. Es gibt auch Bäume, deren Holz wir ebenfalls im
Gardening z.B. zu Regalen oder Schränken verarbeiten.
Unter ihnen
findet sich leider auch Paul Jackson, eine Baumart aus Australien,
die wegen ihrer Dominanz zum Erzfeind der südafrikanischen Flora und
deren Bewunderer geworden ist. "Stomp out the ALIENS!" ist
auf Autoaufklebern zu lesen, nebst einer Abbildung des Paul
Jackson-Baums. Er wächst blitzschnell und überall, ein echter
Parasit. Im Centre-Garten muss er deshalb regelmäßig beseitigt
werden. Momentan bin ich damit
beschäftigt, auf dem Gelände Wege anzulegen, bzw. ehemals
vorhandene Durchgänge wiederzubeleben. Innerhalb weniger Wochen
haben wir dadurch einen monströsen Gras- und Unkrauthaufen
zusammengeschaufelt, -geharkt und gerupft. Das kommt später alles in
ein Loch und wird zu Kompost, mit dem ein neues Beet angelegt werden
kann – seems logic. Was im Gardening hergestellt wird, kommt
natürlich den Educares zugute, ist aber viieeeeel zu wenig, um sie
regelmäßig zu versorgen. Es geht mehr darum, dass wir das
Gardening-Knowhow in unseren Educares einsetzen können. Das Noxolo
Educare hat einen großen Garten, für den ich bisher aber nur Müll
aufsammle. Vielleicht ergibt sich da mal was...
Eine weitere Aufgabe habe
ich mir mit der Mitarbeit im Sabantwana-Team geschaffen. Sabantwana
("für die Kinder") ist ein Spendenprojekt, das von uns
Freiwilligen komplett selbst organisiert wird. Hat ein Freiwilliger
eine Idee für ein Projekt in seinem Educare (Wand streichen, Ausflug
machen, Rutsche bauen, etc.), kann er bei Sabantwana Geld beantragen.
Alle Spenden, auch wenn z.B. Verwandte / Bekannte das Projekt
unterstützen wollen, laufen über Sabantwana. Das ist nötig, damit
es nicht so aussieht als käme das Geld von uns privat, was große
Eifersucht unter den Principals und ein falsches Bild ("die
Gönner") von uns Freiwilligen vermitteln würde. So steht
hinter jedem Cent Sabantwana allein. Weil natürlich nicht alles von
Spendern aus Deutschland finanziert werden soll, müssen wir auch
selbst Fundraising betreiben um einen allgemeinen Geldtopf zu füllen.
Ich selbst habe dabei den Job, mich um Projektberichte zu kümmern,
die immer angefertigt werden müssen, wenn etwas über Sabantwana
läuft. Sie sind wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit,
besonders auf unserer Homepage (nicht wundern, wird erst demnächst
wieder auf den aktuellen Stand gebracht). Ich sorge dafür, dass die Berichte pünktlich veröffentlicht werden, korrigiere ggf. Fehler, überprüfe
die Bilderauswahl und layoute ein bisschen. Außerdem habe ich als
Teil des kleinen Teams eine Stimme wenn es darum geht, Anträge
anzunehmen oder abzulehnen. Ich war neugierig, wie so ein
Spendenprojekt funktioniert und was da in Sachen Verwaltung, Finanzen
& co. so abläuft. Von daher bin ich über die kleine,
aufwandsarme Nebenbeschäftigung ganz froh. ;)
Was gibt es sonst so?
Mittwochs findet jetzt endlich der Xhosa-Sprachkurs statt, immer nur
eine Stunde. Erfolg setzt also viel Übung in der Freizeit voraus,
was ich mir aber auch vorgenommen habe. Ich muss isiXhosa nicht
grammatikalisch einwandfrei sprechen können - aber ich will
kommunizieren können. Sagt man in Deutschland "ich gestern
Bäcker laufen", weiß doch auch jeder was gemeint ist. Egal
wie, die Xhosas finden es eh immer witzig, wenn ein Mlungu (Weißer)
ihre Sprache spricht. Ab und zu passiert es mir, dass ich wie
selbstverständlich auf Afrikaans angeredet werde. Die
"Weißensprache" spreche ich aber noch weniger als isiXhosa
- da sieht man mal, von welch außergewöhnlicher Seite man als
Freiwilliger beginnt, das Land kennenzulernen.
Soo, das war jetzt 'ne
Menge Holz, aber damit wären jetzt auch die meisten Bereiche im
Groben vorgestellt, ihr seid im Bilde und ich kann mich in Zukunft
mehr aufs Erzählen konzentrieren, sofern das bei der Affenhitze
überhaupt möglich ist. (das hab ich jetzt extra für alle
Eiszapfen-an-der-Nase-Habenden in Deutschland erwähnt. :D)
In diesem Sinne:
Grüße in die weite Welt,
macht es gut wo ihr seid und bis bald!
Lukas
___________________________________________
Und jetzt: Bilder! (natürlich mit Einverständnis der Eltern)
Lecker, halbe Ziegenköpfe! :D |
:)
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