Freitag, 4. Juli 2014

Rauf, runter, Urlaub.

Hallo Leute!

Und Bahn frei für den Juli!


Das Wetter hier ist und bleibt einfach der Wahnsinn. Wochenlang Eiseskälte, aber dann immer mal wieder ein Tag Hochsommer mit 27°C mittendrin! Aber davon habe ich das letzte Mal ja schon lang genug berichtet. Dieses mal geht es um Überraschungen, gute wie schlechte. Und um Rück- und Ausblicke!


Ich fange einfach mal mit den beiden schlechten Neuigkeiten an:

Nummer 1: die Erzieherin im Khanyisa Educare hat einen neuen Job gefunden. An ihrem letzten Tag hielt sie es für angemessen, uns das auch mal mitzuteilen. Abspülen in der Kantine vom Stadtamt Khayelitsha wird wohl besser bezahlt, als die Erzieherinnen-Stelle. Klar, viel Geld gibt es bei uns nicht und ab und zu fällt die Bezahlung auch knapper aus, weil einfach keins da ist... Naja schade einfach. Das heißt jetzt auch, dass die ganze Arbeit erst mal an mir hängen bleibt. Eine ganze Gruppe alleine zu leiten, bin ich ja aus meinem alten Kindergarten schon gewöhnt. Das geht schon, ist aber anstrengend und halt nicht so das Hundertprozentige. Mein gutes isiXhosa ist aber mittlerweile eine Waffe und kein Nachteil mehr. Ich verstehe die Kinder und die Kinder verstehen mich auch (nach nur maximal zehn Anläufen)! ;) Neben dem üblichen Tagesprogramm müssen die (provisorisch eingestellte) Köchin und ich uns aber auch noch um die Babys kümmern, die seit neuestem zweimal die Woche bei uns sind. Sogar 5-Monate-alte Zwillinge sind dabei. Die Arme derart beladen, kann man halt schlecht auch noch die Größeren bespaßen.
Das waren also ziemlich stressige Tage in letzter Zeit. Ich falle jedes mal regelrecht in den Bus. Vielleicht kommt ja schon bald eine neue Erzieherin als Verstärkung, das wäre sehr wünschenswert - vor allem auch für die Tage, an denen nicht mal ich da bin, wie z.B. jeden Freitag.


Nummer 2: Freitag war das Stichwort - es gibt kein Gardening mehr!! :( Unser Gärtner hat einfach keinen neuen Vertrag vom Centre bekommen. Schluss, aus, vorbei. Warum? Keine Ahnung! Das ist das große Freitagsrätsel. Angeblich habe er sich nicht genug um das Grundstück gekümmert und zu viel Zeit auf den Veggie-Garten und seine eigene Gärtnerei verwendet. Aber das ist Quatsch! Der Gemüsegarten, UNSER Gemüsegarten, alleine braucht schon so viel Aufmerksamkeit, da mussten für den Rest der CCE-Pflanzen sogar einige Überstunden gemacht werden. Und der Rasen und die Bäume waren alle trotzdem top gepflegt. Wiedermal eine richtig unverständliche Entscheidung von den Centre-Chefs, mit denen wir Freiwillige nicht wirklich sprechen können. Wir werden es aber mal versuchen und auf jeden Fall deutlich unsere Meinung dazu sagen. Die ganze Arbeit von einem Jahr kann jetzt nicht einfach so umgegraben werden! Das müsste sie nämlich, wenn sich nur noch freitags jemand um den Garten kümmert. Der Vertrag, mit uns Freiwilligen zu arbeiten, läuft nämlich seltsamerweise weiter. Und aus Gardening ist jetzt Woodwork geworden, Holzarbeit. Wir reparieren, stellen her und bessern aus (Projektbericht: Bauklötze). Das ist zwar auch ziemlich cool... aber der Garten liegt mir persönlich auch einfach am Herzen, ich hab ihn schließlich mit aufgebaut! Der Gärtner will Teile davon ehrenamtlich erhalten, damit nicht alles für die Katz' war. Aber das kann es doch auch nicht sein. Das ist alles wieder so unnötig, der ganze Ärger!
Vielleicht lässt sich ja doch noch was machen. Und wenn nicht, dann war es das eben mit den schönen Freitagen. Viele wären es eh nicht mehr gewesen.

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So, jetzt habe ich mich wieder so in Rage geschrieben, dass ich gar nicht mehr weiß, was nochmal die positiven Überraschungen waren.

Achja! Ich musste nur an den Kindergarten denken. Da ist jetzt nämlich das Dach endlich dicht! Mit wasserfestem Lack und Isoliermaterial haben wir die Löcher im Blech gestopft, es regnet nicht mehr rein. :)


VIELEN DANK auch an dieser Stelle nochmal an die Spender unter euch, die nach meinem Aufruf letztes Mal ein paar Euros entbehren konnten, ihr habt den Kindern den Winter gerettet!! 76 € sind zusammengekommen. ;)




Auf diesem Bild hier ist noch die neue Folie für den Küchen-Fußboden zu sehen, die mit dazu passendem neon-orangenem Klebeband fixiert wurde, die wurde u.a. vom noch übrig gebliebenen Geld gekauft.




Und noch etwas neues haben wir jetzt: eine richtige Toilette! Endlich hat es geklappt: das Klo wurde geliefert und übers Wochenende installiert. Der komische Beton-Klumpen stand zwar so nicht auf dem Plan, aber immerhin funktioniert die Spülung einwandfrei und der stinkende Plastikeimer ist jetzt endlich Geschichte!

Und es mag noch etwas komisch aussehen, aber im Sommer soll das ganze Haus noch um diesen Bereich erweitert werden, d.h. die Wand wird bis zum Zaun gehen, es wird überdacht und ein "Badezimmer" daraus gemacht. Jetzt im Winter reißt man das Haus noch nicht auf. Auch die Toilette wurde übrigens von einem Spender finanziert, der genauso mächtig stolz darauf sein darf, wie meine Principal es jetzt ist. Es ist ein riesiger Schritt vorwärts. Das Social Department könnte das Khanyisa Educare Centre sogar jetzt schon offiziell registrieren, sodass man ab und zu mal Fördergelder von der Stadt bekäme. Mal sehen!

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Tischtennis läuft immer noch sehr gut. Die erste Pokalrunde ist knapp mit 5:4 überstanden (hier wird wie in Deutschland gespielt: das Team, das zuerst 5 Punkte hat, gewinnt) und wir stehen zum Hinrundenende in der oberen Tabellenhälfte. Ich habe inzwischen auch noch zwei meiner Spiele verloren. Das bedeutet, dass ich am Montag gegen Steenberg auf den Liga-Zweitbesten - jetzt punktgleich mit mir - treffe. Spitzenspiel also! Eine Revanche wird es nicht geben, zum Saisonende bin ich ja leider nicht mehr in Südafrika. Ich werde also alles geben müssen! (links: Tabelle von vor drei Wochen)





Dafür werde ich auch ausgeruht genug sein, denn ab heute geht es in die wohlverdienten, letzten Ferien! Zwei arbeitsfreie Wochen und davon zehn Tage verreist - traumhaft! Nach Namibia geht es, wie geplant. Woanders hin wohl doch nicht mehr, dafür ist der Zeitplan schon etwas knapp. In jedem Fall ist es dort oben schon mal nicht mehr so kalt wie hier am Kap. Und einfach das Unterwegssein generell reizt mich gerade total! Das werden mit Sicherheit wieder unvergessliche Roadtrip-Tage und ich werde natürlich wieder ein Roadtrip-Tagebuch führen. ;)

Ja und danach? Dann ist eine Woche Arbeiten angesagt und schon steht die Farewell-Party unseres Jahrgangs an. Die Ersten fliegen nämlich schon sehr bald zurück nach Deutschland. Un-fass-bar!
Das Thema kommt jetzt immer öfter auf. Manche freuen sich darauf und zählen die Tage, aber die meisten ziehen jetzt schon eine dicke Bremsspur hinter sich her. Wir wussten es, es wurde uns so oft gesagt, und trotzdem ist es so komisch: nach einem Jahr kennt man sich jetzt zwar schon sehr gut aus, ist aber gleichzeitig immer noch am Ankommen. Man ist das Umfeld vollkommen gewöhnt und entdeckt trotzdem immer wieder irgendetwas Neues darin, macht die ungewöhnlichsten Erlebnisse, lernt ständig dazu und hat einfach Bock auf immer noch mehr davon! Noch dazu ist das hier einfach mein Zuhause geworden. Deutschland ist sozusagen in einer anderen Welt. Das findet einfach nicht statt, in meinem "neuen Leben".
Es sind nur die wichtigsten Menschen, die da immer mal wieder mit Major Tom funken und ihn an die harten Fakten erinnern. Gut, wollen wir mal nicht übertreiben - klar denke ich jetzt viel an Daheim, je näher der September kommt. Aber hier hat einfach irgendwie ein Neuanfang stattgefunden. Die Dinge haben sich neu geordnet, die Karten sind neu gemischt. Ich habe zum einen neue Visionen, neue Ziele und andere Einstellungen, zum anderen ist aber auch viel gleich geblieben, oder nach langer Zeit wiedergekehrt. Es ist einfach ein spannendes Gefühl, die Zukunft jetzt so neu vor sich zu haben. Und ich habe richtig Lust darauf! Aber weglaufen tut sie mir ja nicht, im Gegensatz zu diesem Auslandsjahr. Das geht jetzt halt endgültig in die letzten zehn Runden (Wochen) und jede davon wird wie die letzten 42 etwas besonderes sein. Hier hat das Neue seinen Ursprung und hier funktioniert es wunderbar. Deswegen will ich vielleicht nicht so gerne wieder zurück, auch wenn ich mich natürlich trotzdem tierisch freuen werde, wenn es dann erst mal soweit ist. Ach, das ist hochkomplexe Psychologie, glaube ich. Lassen wir das! :D
Fakt ist: jetzt ist erst mal Urlaub! Danach ist danach und noch stehe davor... oder so! ;)


Ich hoffe, ihr lest diese Zeile jetzt nicht irgendwann nachts, weil ihr mitten im Text eingeschlafen seid. Und wenn doch, dann seid ihr jetzt wenigstens fit zum WM-Gucken! Das machen wir hier auch hin und wieder, in einer Pizzeria. Das Finale werde ich wohl in Windhoek verfolgen, also Frankreich gegen Argentinien... Spaß! :D
(Vergesst trotz aller Begeisterung für den Sport bitte nicht das politische Drumherum. Immerhin werden in Brasilien für Millionen-Summen Wälder abgeholzt, damit die Herren es sich in neuen Luxus-Apartments bequem machen können, während hierzulande Kindergärten absaufen, weil das Geld für die Dachreperatur fehlt...!)

Also, ihr hört nach dem Urlaub wieder von mir! ;)

Bis bald!

Lukas

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